T5 Journal Oktober 2002

Förstersohn aus Kaiserslautern spielt im "Forsthaus Falkenau"

TOBIAS GRAMOWSKI über sein Leben und seinen Beruf als Schauspieler

Von Nicole Sachse

„Der Wunsch, Schauspieler zu werden, war schon als Junge da. Auf der anderen Seite gab es aber auch den erhobenen Zeigefinger des Realismus, der sagte, das alles ist unerreichbar.“ So beschreibt Tobias Gramowski seinen Lebenstraum, der für ihn trotz dieser anfänglichen Zweifel Wirklichkeit geworden ist. Geboren wurde Gramowski 1974 in Kaiserslautern und lebt seit seinem zweiten Lebensjahr im Forsthaus auf dem Stüterhof. Dort ist er mitten in einer idyllischen Natur, fast ein wenig abgeschieden aufgewachsen.

Schon als Kind fand ständig ein Ortswechsel in seinem Leben statt. So besuchte er zunächst den Kindergarten in Mölschbach, danach die Grundschule in Hochspeyer und später das Gymnasium in Kaiserslautern. Dies war für ihn als kleines Kind aufgrund der ständig wechselnden Sozialkontakte jedes Mal fast wie ein Umzug. Die typische Dorfjugendclique hat er deshalb im Grunde nie kennen gelernt. Auch stammen seine Eltern nicht aus dieser Region, und so sei von Anfang an eine gewisse Weltoffenheit vorhanden gewesen, sagt Gramowski von sich selbst. Seine erste Filmerfahrung machte er im Alter von 13 Jahren. Damals drehte er mit seiner Pfadfindergruppe in Kaiserslautern einen zirka 30 Minuten langen Film in James-Bond-Manier. Später entstand im Alleingang noch ein weiterer Kurzfilm im Förstermilieu. Dennoch hörte der junge Gramowski zunächst auf die Stimme, die ihm sagte, der Wunsch, Schauspieler zu werden, sei ein unerreichbares Ziel, von dem so viele junge Menschen träumen.


Lehramtsstudium als realistischer Lebensentwurf

Deshalb begann er nach der Schule ein Studium für das Lehramt in Biologie und Chemie und wählte damit sozusagen den für sich realistischen Lebensentwurf. Sehr schnell merkte er jedoch, das diese Entscheidung nicht die richtige für ihn war. „Irgendwann kam ich an einen Punkt, an dem ich spürte, wenn ich es riskieren will, dann muss ich es jetzt tun“, berichtet Gramowski. Noch während des Studiums begann er deshalb, für Fotoaufnahmen Modell zu stehen. Dadurch kam er in eine Welt und ein Umfeld, indem er plötzlich merkte, dass doch nicht alles so unrealistisch ist. Er informierte sich also mehr und mehr über den Beruf des Schauspielers, bis er irgendwann seine erste kleine Rolle am Pfalztheater hatte, lernte den Theaterbetrieb kennen und orientierte sich so immer mehr anderweitig. Schließlich entschloss er sich endgültig, sein Studium zu beenden und sich an Schauspielschulen zu bewerben. Angenommen wurde er an der staatlich anerkannten Schauspielschule Theaterwerkstatt Mainz, wo er im Februar 2000 seine dreijährige Ausbildung beendete. Danach agierte Gramowski zunächst zirka zwei Jahre lang von seinem Wohnsitz auf dem Stüterhof aus, was jedoch ein ständiges Hin- und Herreisen notwendig machte. In dieser Zeit verteilten sich seine Drehtermine relativ gleichmäßig auf alle deutschen Filmstädte. Das ist ungewöhnlich, denn ein junger Schauspieler, der gerade neu einsteigt, wird normalerweise zunächst für die Stadt, in der er lebt, in kleineren Rollen gebucht. Da Gramowski jedoch zu dieser Zeit in keiner Filmstadt lebte, sei er gezwungen gewesen, sich überall zu bewerben.

Umzug in die Filmstadt Berlin

„Manchmal bin ich für einen einzigen Tag nach München gefahren, nur um eine Einladung wahrzunehmen“, erzählt er und weist darauf hin, wie wichtig es gerade in seinem Beruf ist, Kontakte zu knüpfen. Schließlich sah sich Gramowski gezwungen, sich für einen Umzug in eine der Filmstädte zu entscheiden. Dabei fiel seine Wahl aufgrund persönlicher Vorlieben, aber auch deshalb auf Berlin, weil diese Stadt seiner Meinung nach immer stärker im Kommen ist. Seit Mai dieses Jahres hat er seinen Wohnsitz nach Berlin verlegt, wo im Sommer auch die Dreharbeiten für die neue Serie „Georg Ritter – Ohne Furcht und Tadel“ stattgefunden haben. Diese wird voraussichtlich ab dem Frühjahr 2003 im ZDF gesendet.

Gramowski wird in drei Folgen der Serie als Polizist in einer Episodenhauptrolle zu sehen sein. Auch wenn der Umzug sich durchaus positiv auf seine Karriere ausgewirkt hat, kommt Gramowski immer wieder gerne nach Kaiserslautern, wo er auch immer noch die meisten seiner Freunde und Bekannte hat. Dabei nutzt er seinen Aufenthalt auf dem Stüterhof zur Erholung und Entspannung. Zwar sei das berufliche Hauptquartier jetzt in Berlin, das private jedoch bleibe in Kaiserslautern. „Berlin ist die Stadt, in der ich lebe, aber Kaiserslautern bleibt die Heimat,“ betont er. Vertreten wird Gramowski bereits seit Beendigung seiner Ausbildung von der Münchner Schauspielagentur Irmgard Palz. Diese ist eine der ersten deutschen Schauspielagenturen überhaupt. Während es früher nur etwa ein Dutzend Agenturen in Deutschland gab, ist ihre Zahl heute auf etwa 150 gestiegen.


Schauspielerei ist hartes Geschäft

Eine gute Agentur zu haben, hält Gramowski für sehr wichtig und hilfreich. So weiß seine Agentur stets, wo er sich gerade aufhält und kann sogar eigenmächtig Termine für ihn bestätigen. Außerdem werden sämtliche finanziellen Verhandlungen über die Agentur geführt. Dadurch dass die Agentur sich um alles kümmert, könne sich der Schauspieler selbst viel besser auf die eigentliche Arbeit konzentrieren, so Gramowski. Dennoch beschreibt er die Schauspielerei als eine sehr harte Branche. Selbst wer den Start einmal geschafft habe, müsse ständig daran arbeiten, auch wirklich im Geschäft zu bleiben.
Von zirka 46.000 in Deutschland ausgebildeten Schauspielern, können, so Gramowski, nur etwa 7.500 davon leben. Dabei sei es für Frauen noch schwerer als für Männer, da es sowohl im Fernsehen als auch im Theater mehr Männerrollen zu besetzen gebe, andererseits aber deutlich mehr Frauen diesen Beruf ergreifen möchten. In der Zusammenarbeit mit Kollegen hat der junge Schauspieler bisher fast durchweg gute Erfahrungen gemacht. Dabei hält er besonders die professionellen Schauspieler für sehr kollegial. Eher unangenehm findet er die Arbeit dagegen mit sogenannten Emporkömmlingen, die zufällig einmal eine Hauptrolle spielen. Dennoch sei die Anspannung bei den Dreharbeiten stets sehr groß, wodurch sich eine gewisse Nervosität bei keinem Schauspieler vermeiden lasse. Dabei spielt der Zeitdruck eine große Rolle, da aus einem mit hohen Kosten verbundenen Drehtag im Endeffekt nur wenige Sendeminuten entstehen. – Bisher hatte Gramowski Rollen in fünf Fernsehfilmen sowie in neun Fernsehserien, davon vier Episodenhauptrollen. Zu sehen war er unter anderem in „Für alle Fälle Stefanie“, im „Großstadtrevier“ in „Die Boegers“ sowie im „Alphateam“. In dem Fernsehfilm „Scharf aufs Leben“ spielte Gramowski den Sohn von Senta Berger.


„Forsthaus Falkenau“ erinnert an eigene Kindheit

Weiterhin gab es zwei Theatergastverträge, einen am Staatstheater in Mainz, den anderen am Staatstheater in Wiesbaden. Obwohl die Arbeiten bei Film und Fernsehen bisher deutlich überwiegen, möchte Gramowski in nächster Zeit auf jeden Fall auch wieder auf der Bühne stehen. Besonders interessant ist für ihn seine aktuelle Rolle im „Forsthaus Falkenau“. Die Folge „Wilde Jagd“ wird voraussichtlich am 22. November im ZDF zu sehen sein. Gramowski spielt darin den Anführer einer Gruppe von fünf Mountainbike-Fahrern, die mit ihren Rädern im Wald Schäden verursachen und deshalb Schwierigkeiten mit Förster Rombach bekommen. „Von klein auf bin ich mittags mit meinem Vater in den Wald gefahren, wo ich stundenlang auf Baumstämmen balancierte, mit Stöcken oder Tannenzapfen spielte oder auf Schälmaschinen in der Führerhauskanzel gesessen habe“, erzählt er. Gerade deshalb habe ihn die Serie von Anfang an fasziniert. So saß er bereits, als diese vor Jahren begann, mit seiner Familie vor dem Fernseher und schaute sich den Fernsehförster im Vergleich zur Realität an. Dabei stellte er fest, dass in der Serie eine Idylle gezeigt wird, die es so in Wirklichkeit nicht gibt. Doch gerade darin sieht Gramowski die Anforderungen seines Berufes. Es gelte für jeden Schauspieler, die bestmögliche Leistung für das jeweilige Projekt zu erbringen und für die Zielgruppe zu spielen, die mit dem Film angesprochen werden soll. Besonders Spaß hat es ihm gemacht, in der Rolle zum ersten Mal mit einem Double zu drehen. Dabei fuhr ein echter Mountainbiker die schwierigen Szenen für ihn. In nächster Zeit wird Gramowski außerdem im „Tatort“ sowie in der RTL-Serie „Alarm für Cobra 11“ und dem Fernsehfilm „ABC des Lebens“ zu sehen sein. Für Gramowski ist also der Traum Wirklichkeit geworden, der sicherlich für viele unerfüllt bleibt. Dennoch hat sich der junge Schauspieler eine offene und natürliche Art ohne Starallüren bewahrt. Noch mehr über ihn gibt es im Internet unter http://www.gramowski.de.

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