Sonntag Aktuell Sonntag, 17. November 2002

Film- und Fernsehstar aus der Pfalz: Tobias Gramowski

Der Förstersohn mit der Großstadt-Karriere

Von Peter Knick

"Tobias Gramowski öffnet das schwere Gartentor, hinter dem sich das alte Forsthaus auf dem Stüterhof verbirgt. Zwei kräftige Hunde mit treuherzigem Vierbeiner-Blick umkreisen den schlanken jungen Mann mit dem gewellten braunen Haar. Er sieht glücklich aus. Seine grünen Augen strahlen, und sein Lachen ist so gewinnend, dass er wohl alle deutschen Schwiegermütter und deren Töchter für sich gewänne. Eine Idylle mitten im Pfälzerwald und man fragt sich, wie jemand auf die Idee kommen kann, diesen Ort voller Geborgenheit zu verlassen.
Doch der junge Schauspieler ist nur zu Besuch hier, er hat sein Elternhaus vor kurzer Zeit verlassen und lebt jetzt in der deutschen Metropole. „In Berlin gibt es alles“, sagt der 27-Jährige, der auf dem Stüterhof aufwuchs, in dem nicht weit entfernten Hochspeyer die Grundschule besuchte und dann auf dem Lauterer Albert-Schweitzer-Gymnasium seit Abitur baute. Der Ortswechsel ins ferne Berlin ließ sich nicht mehr vermeiden. „Wegen meines Berufes“, sagt der Wahl-Berliner, in dessen Agenturmappe unter Rubrik Dialekt „Pfälzisch“ steht. Da sich Berlin auch zur deutschen Filmhauptstadt entwickelt hat, findet der Pfälzer dort ideale Arbeitsbedingungen: Er ist nah an den Drehorten, und vor allen Dingen ist er präsent. Sehen und gesehen werden, das zählt in seinem Metier und macht den Besuch von Filmpremieren und den richtigen Szenepartys zu einem Muss für jeden aufstrebenden Film- und Fernsehschauspieler. Trotz seiner Jugend ist die Liste seiner Fernsehrollen lang. „Ein bisschen etabliert bin ich schon“, sagt Gramowski mit Understatement und fügt stolz hinzu, „ich hätte nicht zu hoffen gewagt, dass es so gut läuft.“
Auch wenn sich der junge Mime zurzeit vor allem in den Gefilden der deutschen TV-Welt tummelt, stand bei Gramowski zu Beginn – wie bei nicht wenigen Fernsehlieblingen – eine grundsolide Ausbildung zum Schauspieler. Drei Jahre – von 1997 bis 2000 – erlernte er sein Fach auf der staatlich anerkannten Schauspielschule „Theaterwerkstatt Mainz“.
Aber seine Anfänge auf den Brettern, die die Welt bedeuten, fallen schon in das Jahr 1995. So debütierte der vom Theater begeisterte Student der Biologie und Chemie – wie konnte es auch anders sein – am Kaiserslauterer Pfalztheater als Tiroler im „Vogelhändler“. Nach dem Abschluss seiner Schauspielausbildung spielte er am Staatstheater Mainz und dem Hessischen Staatstheater Wiesbaden.
Aber neben dieser klassischen Ausrichtung arbeitete er auch zielstrebig an seiner Fernsehkarriere. So spielte er vor zwei Jahren in dem Fernsehfilm „Scharf aufs Leben“ einen jungen, etwas weltfremden Pianisten, und seine Filmmutter war keine Geringere als Senta Berger. „Sie ist ein Star“, schwärmt Gramowski von der Berger, „die während der Dreharbeiten aber nie den Star herauskehrte“ und ihrem jungen Kollegen wichtige Tipps für die weitere Laufbahn gab.
Wertvolle Hilfe auf dem hart umkämpften Film- und Fernsehmarkt erfährt der Jungschauspieler von seiner Agentin Irmgard Palz, der in München eine renommierte Schauspielagentur gehört. Schlägt man die Agenturmappe auf, so sieht man Tobias Gramowski in einer Reihe mit dem Fernsehbeau Sascha Hehn und dem Gottvater aller Serienschauspieler, Derrick, alias Horst Tappert.
Am 22. November wird Gramowski in einer Kultserie der deutschen Fernsehunterhaltung, dem „Forsthaus Falkenau“, mitspielen. Der Pfälzer Förstersohn mimt in der Folge „Wilde Jagd“ pikanterweise den Anführer einer Mountainbike-Gang, die dem ZDF-Förster das Leben schwer macht. „Es wird richtig dramatisch“, verrät der Fernsehschauspieler, der auch im kommenden Jahr häufig auf dem Bildschirm erscheinen wird. Als Patient wird er von „Schwester Stefanie“ (Sat 1) umsorgt werden, und auch in Deutschlands erfolgreichster Krimiserie, dem „Tatort“, wird er zusammen mit Harald Krassnitzer („Tödliche Souvenirs“) zu sehen sein.
Dass Tobias Gramowski im Geschäft ist, sich einen Namen als Schauspieler gemacht hat, beweisen diese Rollen. Aber natürlich traut sich der Schauspieler, für den Glaubwürdigkeit an erster Stelle steht, noch mehr zu und formuliert es selbstbewusst: „Ich habe das Format und die Professionalität für tragende Rollen.“

 

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