Die Rheinpfalz Freitag 4. Juni 2004

Das Portrait: Tobias Gramowski

Der junge Schauspieler spielt in "Die Helden von Bern" den Werner Liebrich

Von Alexandra Schmid

Vor neun Jahren stand Tobias Gramowski zum ersten Mal auf der Bühne des Pfalztheaters. Damals spielte er in der Operette „Der Vogelhändler“ einen Tiroler. Derzeit ist er in der Rolle des Werner Liebrich in „Die Helden von Bern“ zu sehen.
Großer Fußball-Fan ist der 1974 in Kaiserslautern geborene Schauspieler eigentlich nicht, wie er im RHEINPFALZ-Gespräch bekennt. Höchstens der Halbfinale und Finale einer Weltmeisterschaft schaue er sich mal an. Zwar habe sein Vater ihn früher mal auf den „Betze“ mitgenommen, aber eine große Leidenschaft sei daraus nicht entstanden. Sein Wissen über „Das Wunder von Bern“ hielt sich deshalb bis zu den Proben auch in Grenzen. „Ich wusste lediglich, dass dieses Ereignis eine besondere Bedeutung hat.“
In Vorbereitung auf die Rolle hat er sich mit Anne-Marie Liebrich, der Frau von Werner Liebrich, getroffen. Mit allen möglichen Gedanken und viel Angelesenem im Kopf sei er zu ihr gegangen und habe gemerkt, dass sie begann von „dem Menschen Werner Liebrich“ zu erzählen. Eine Fülle von Informationen sei in diesem Moment auf ihn eingeprasselt. „Zahlreiche Fotos von Werner Liebrich, vor allem beim Jubeln, haben mir geholfen, mich auf die Rolle vorzubereiten,“ sagt Gramowski. Den Menschen plastisch dazustellen, sei aber schwierig. „Sachinfos sind generell nicht verwertbar. Ich musste ungeheuer selektieren.“

In den letzten Jahren hat Gramowski wenig Theater gespielt, aber sehr viel fürs Fernsehen gearbeitet. Er war zum Beispiel in „Forsthaus Falkenau“, in „Für alle Fälle Stefanie“ und „Die Boegers“ zu sehen.
Seine Liebe zu Spielen hat er bereits als Kind entdeckt - als Jugendlicher im Schultheater. Das Schlüsselerlebnis, das in ihm definitiv den Wunsch entstehen ließ Schauspieler zu werden, war ein „James-Bond“-Film, den er mit seiner Pfadfinder-Gruppe drehte. „Wie beim Film haben wir jedem eine genaue Funktion zugeteilt: Regisseur, Schauspieler, Kameramann und so weiter. Wir haben alles ein Jahr im Voraus geplant. Schließlich sollten auch Autos, Labors und vieles andere in dem Film vorkommen.“ Schauspieler wurde er daraufhin zuerst dennoch nicht, weil „ich dachte, das wird sowieso nichts. Es ist zu unrealistisch.“


So begann er nach dem Abitur auf dem Albert-Schweitzer-Gymnasium ein Lehramtsstudium für die Fächer Biologie und Chemie[...].
Von 1997 bis 2000 besuchte er [...] die Schauspielschule „Theaterwerkstatt Mainz“ und arbeitete im Anschluss als freier Schauspieler von Kaiserslautern aus.
„Um in diesem Beruf etwas zu erreichen, heißt es präsent zu sein, vor Ort zu sein und Kontakte zu knüpfen.“ Aus diesen Gründen ist er vor zwei Jahren in die „Filmhauptstadt“ Berlin gezogen, wo er zu Filmpremieren ging, an Castings teilnahm, auf der Berlinale und Szene-Partys war sowie Seminare der Deutschen Film- und Fernsehakademie besuchte.


Dort nahm er auch an einer Veranstaltung des „Halbe Treppe“-Regisseurs Andreas Dresen teil, mit dem er gerne einmal arbeiten würde. „Das ist noch Arbeiten, schauspielerfreundliches Arbeiten, weil der Film beim Arbeiten entsteht. Da kann man noch mehr Mensch sein als Künstler. Es ist nicht wie bei einer Serie, bei der man von vorneherein weiß, was am Ende rauskommt und man keinen Spielraum hat,“ sagt der Kaiserslauterer.
Auch wenn der Schauspieler bereits mit Senta Berger in dem Fernsehfilm „Scharf aufs Leben“ vor der Kamera stand und mit Sönke Wortmann zusammen gearbeitet hat, möchte er wieder verstärkt Theater spielen, gerne auch am Pfalztheater. Deshalb plant er auch bereits wieder ganz nach Kaiserslautern zu ziehen. Hier wohnt er mitten im Wald, in einem alten Forsthaus auf dem Stüterhof, und fühlt sich dabei wohler als in der Großstadt.

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