Die Rheinpfalz Dienstag, 12. Dezember 2000

Vom Stüterhof in die Fernsehstudios

Tobias Gramowski dreht mit Senta Berger - Rolle auch in Forsthaus Falkenau

Von unserer Mitarbeiterin Ingrid Boie-Rode

"Irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ich merkte, dass sich Weichen fürs Leben stellen, und ich wusste: Wenn du's jetzt nicht machst, dann machst du's nie." Der 1974 geborene und im Forsthaus auf dem Stüterhof aufgewachsene Tobias Gramowski stand am Scheideweg: Lehrer werden - oder Schauspieler. In seiner Familie gibt es niemanden, der ihm den Schauspielberuf vorgelebt oder den Weg dahin gewiesen hätte. Zwar gaben ihm die Eltern musische und sportliche Talente mit, aber "alles andere habe ich mir selbst erarbeitet", sagt Gramowski. Nach dem Abitur am Albert-Schweitzer-Gymnasium und einigen Semestern Biologie und Chemie für das Höhere Lehramt an der Universität Kaiserslautern entschloss er sich, seiner inneren Stimme zu folgen und Schauspieler zu werden.
Im Februar 2000 beendete Gramowski seine dreijährige Ausbildung an der staatlich anerkannten Schauspielschule "Theaterwerkstatt Mainz". Seitdem wird er von der Münchner Schauspielagentur Irmgard Palz vertreten. Auch die "Zentrale Bühnen-, Fernseh- und Film-Vermittlung", das "Arbeitsamt für Schauspieler", hätte ihn gern unter Vertrag genommen. "Aber die müssen sich um etwa 6000 Rollensuchende kümmern", erklärt er. "Von Palz aufgenommen zu werden, war eine große Chance für mich, da die vergleichsweise kleine Agentur ihre Schauspieler viel individueller und intensiver managen kann. Ihr Renommée hat mir inzwischen schon öfter geholfen." Über Verträge und Gagen werde grundsätzlich von dort aus verhandelt. "Das ist äußerst sinnvoll", findet der sympathische Darsteller, "weil es dem Künstler den Rücken frei hält und er sich mehr auf seine Arbeit konzentrieren kann."
Im vorigen Jahr stand Gramowski im "Dschungelbuch" auf der Bühne des Staatstheaters Mainz. Zurzeit spielt er den Klein-Klipp in "Ronja-Räubertochter" auf der Bühne am Hessischen Staatstheater Wiesbaden, wo er bis Ende des Jahres engagiert ist. "Die Bühnenarbeit ist reizvoll", sagt der junge Mann. "Gerade Kinder reagieren stark und unmittelbar."
Noch vor dem Beginn seiner Schauspielausbildung hat er in der Spielzeit 1995/96 sein Debüt am Pfalztheater in Kaiserslautern im "Vogelhändler" sowie ein Jahr später in "Was ihr wollt" auf der "Bühne unterm Dach" gegeben. Zu sehen war Gramowski auch in der Fernseh-Serie "Für alle Fälle Stefanie" sowie in "Schweigen ist Gold". Abgedreht sind die Staffel 12 vom "Forsthaus Falkenau" und der Fernsehfilm "Scharf aufs Leben", in dem er den Sohn von Senta Berger spielt.
Die Film- und Fernseharbeit ist eine Vorliebe von Gramowski. "In Deutschland sind alle Schauspielausbildungen aufs Theater ausgerichtet. Deshalb kehren die meisten großen Film- und Fernsehschauspieler immer wieder auf die Bühne zurück." Im Theater habe man Experimentiermöglichkeiten beim Proben und könne während der Aufführung "in Nuancen variieren". Außerdem sei die Resonanz des Publikums hautnah zu spüren.
Beim Film und Fernsehen ist laut Gramowski dagegen der finanzielle und zeitliche Druck groß. Aus einem Tag Arbeit entstünden etwa vier bis zehn Sendeminuten. "Es muss einfach alles klappen - und zwar schnell." Die Erfahrungen beim Drehen und das Beobachten der Kollegen hätten ihn schnell zu den Schluss gebracht, dass man sehr ökonomisch arbeiten müsse, um auch an einem langen Drehtag die Spannung halten zu können. Sobald die eigene Szene anstehe, schlüpfe man in seine Rolle an irgendeiner Stelle des Geschehens, weil die Szenen nur in etwa chronologisch gedreht würden. "Das bedeutet für mich: Ich muss die ganze Story schon vor den Dreharbeiten komplett im Kopf entwickelt haben."
Ein weiterer Unterschied zur Theaterarbeit sei die Dominanz der Technik. Nicht die Kamera richte sich nach dem Schauspieler, sondern der Akteur habe sich auf das Aufnahmegerät einzustellen. "Dabei natürlich zu bleiben und auszublenden, wer alles drum herum steht, das macht für mich den Reiz aus."
Gut vorbereitet ging der junge Schauspieler in die Welt des Theaters und Fernsehens dank einer umfassenden Ausbildung: Zu Fechten, Turnen, Pantomime, Akrobatik oder Tanzen kamen Rollen- und Szenenstudium, Improvisation, Artikulation, Phonetik, Diktion, Gesang, Theatergeschichte und -theorie. "Stimmenmäßig ist man nie fertig", sagt Tobias Gramowski. "Da kann man immmer noch feilen."
Die nächste Bewährungsprobe steht schon an: Im Januar wird Tobias Gramowski eine Episodenhauptrolle in der neuen ARD-Serie "Die Boegers" übernehmen.


INFO
Tobias Gramowski ist am Mittwoch um 20.15 Uhr in der ARD als Sohn von Senta Berger im Fernsehfilm "Scharf aufs Leben" zu sehen. Infos über den Schauspieler im Internet unter www.tobias-gramowski.de

[ Fenster schließen ]